Shareability technische Hürden Audio-Durchsuchbarkeit Transkription by Tobias Wilinski Lyrics
4.6 ShareabilityWas Spoken-Word-Audio von Text und Video unterscheidet, ist u. a., dass niemand aus Versehen einen Podcast hört.235
Im Gegensatz zu YouTube, wo man auf die Sekunde genau zu dem Teil eines Videos verlinken kann, den man teilen möchte, hat sich die Audio-Branche etwas schwer damit getan, Podcasts leicht teilbar zu machen. Insbesondere beim Social Media-Sharing liegt großes Potenzial, um die Reichweite und Bekanntheit von Podcasts zu steigern. Im Folgenden sollen mögliche Ansätze vorgestellt werden, die das Teilen von Podcasts vereinfachen könnten oder es bereits tun.
In einem Blogpost analysierte Radio-Macherin Sandra Müller einen Tweet236 von BR24. Die Besonderheit an dem Tweet war, dass er eine Audio-Datei in den Mittelpunkt stellte. Müller lobte hierbei eingeblendete Standbilder, die Wellenform, die anzeigt, dass es sich um Audio handelt, die Verschriftlichung des Gesagten und die Kürze des 32-Sekunden-Audios. Gleichzeitig fragt sie sich, ob der O-Ton ideal gewählt sei, da er in sich abgeschlossen sei und keinen Anreiz gebe, weiter zu hören.237 Allgemein stellt sich hier die Frage, wie viel Zeit man investieren möchte und kann, um Audio-Schnipsel crossmedial aufzubereiten und zu verbreiten. Dann stellt sich die Frage, ob sich dieser Aufwand überhaupt lohnt. Für BR24 scheint der Tweet ein Experiment gewesen zu sein. Auch wenn fast jeder Tweet vorbildlich mit Foto, Video oder GIF versehen ist, bleibt Audio im Juni 2016 weitestgehend aus. Stattdessen nutzt BR24, die weniger aufwendige Alternative SoundCloud, um Audio auf Twitter zu teilen. Dass eine Datei den Namen „Löw, Führungsspieler.MP3“ trägt238, lässt darauf schließen, dass insbesondere die Schnelligkeit eine große Rolle in der Entscheidungsfindung eingenommen hat.4.6.1.1 ClammrEs gibt mehrere Apps, die das Teilen von Audio vereinfachen, exemplarisch soll in dieser Thesis allerdings nur auf Clammr eingegangen werden, da die App großes Potenzial hat und andere Apps ähnliche Funktionen bieten.
Die App Clammr ermöglicht es Sound-Schnipsel von Podcasts und sogar Musikstücken zu erstellen, sie mit Multimediainhalten zu versehen und sie auf Twitter und in andern Sozialen Netzwerken zu teilen. Insbesondere für Podcaster ist es interessant, dass man einen Link hinzufügen und die Destination bestimmen kann. So kann der Schnipsel, der maximal 24 Sekunden lang sein darf, auch als Teaser für einen Podcast fungieren. Um die Viralität zu steigern, können Nutzer Bilder, Videos oder GIFs hinzufügen. Zudem lässt Clammr das Arbeiten mit mehreren Audio-Spuren zu.239 Clammr ist außerdem ein soziales Netzwerk. So kann man Anbietern folgen, von diesen Push-Nachrichten erhalten und Clips liken.4.6.1.2 Fazit ClammrDie „Tagesschau in 100 Sekunden“ ist ein Beispiel dafür, dass man Nachrichten auf wenige Sekunden herunterbrechen kann. Clammr oder eine ähnliche App/Funktion könnte also statt der Teaser-Funktion auch allgemein als Tool für Breaking News beispielsweise fungieren. Hier müsste untersucht werden, ob Nutzer überhaupt Audio-Ausschnitte hören, wenn sie sie in ihrem News-Feed entdecken. Leute, die sich beispielsweise in einem Raum befinden, in dem sie kein Audio abspielen dürfen bzw. keine Kopfhörer in der Nähe haben, werden auf einem entsprechenden Post vermutlich nur verweilen, wenn auch der Text in irgendeiner Form transkribiert und aufbereitet wurde.
Auch, wenn Clammr das Arbeiten mit mehreren Spuren zulässt, gibt es momentan noch keine Blendenfunktion, sodass die Clips unter Umständen unprofessionell wirken.240 Zudem könnte das Urheberrecht das Nutzen der App in Deutschland erschweren.2414.6.2 Fazit SharingPodcaster sind sich unsicher, wie viel vereinfachte Teilbarkeit oder Discovery Tools zum Podcast-Wachstum beitragen.242 Die fehlende Sharing-Funktion von Audio muss sich auch nicht zwingend negativ auf das Medium Audio ausgewirkt haben. Sind Video- und Text-Inhalte vielfach auf kurze, leicht konsumierbare Einheiten heruntergekürzt worden, hat Podcasting, bzw. Audio allgemein, eher Inhaltstiefe vermittelt. Damit hat es vielleicht gerade Nutzern, die tiefer in ein Thema eintauchen wollten, das gegeben, was sie in anderen Medien vermissten. Der große Nachteil an der fehlenden Shareability steckt darin, dass ein sehr großer Bevölkerungsteil insbesondere in Deutschland noch gar nicht weiß, was Podcasts sind. Laut Gutjahr ließen sich Podcasts jedoch durchaus attraktiver verbreiten:
„Podcasts müssen auf Snackability und Shareability achten. Das heißt nicht, dass sie kürzer werden müssen. Aber: Sie sollten auch Kurzfassungen, Clips, Magic Moments als eigenständige Audio-Versionen in die Netzwerke schicken.“
Gutjahr betont, wie wichtig Shareability für Podcasts sei, da sich niemand 90 Minuten eines für ihn unbekannten Podcasts anhören würde, um herauszufinden, ob er ihm gefalle. 243
Zeitler teilt lieber ganze Sendungen, als kleine Schnipsel. Er bezweifelt, dass verbessertes Sharing viel zum Gewinn neuer Abonnenten beitragen könne. Hilfreicher sei es für ihn, auf der eigenen Webseite mit einem guten Call-to-Action zu arbeiten. So bestünde die Möglichkeit eine Subdomain einzurichten, die die Besucherin beispielsweise direkt zum Podcast in iTunes führt.244 Laut Marc Krüger landen zu wenige Wort-Inhalte als Podcast, Zitat-Happen und als Text im Netz, dadurch würde Radio als Inhalte-Produzent weniger wahrgenommen und seltener zitiert. Folglich würde Radio für Leute, die etwas zu sagen haben, unattraktiver werden. Auch hier könnte es helfen, wenn Audio-Inhalte sich auf Plattformen besser teilen lassen würden. 2454.7 technische Hürden4.7.1 Erstellung von PodcastsNele Heise betreut angehende Podcaster als Podcastpatin und sieht eine grundlegende Hürde darin, dass viele Leute zuerst verstehen müssen, was Podcasts überhaupt sind:
„Meiner Erfahrung nach sind die Leute, die diese Hürde gemeistert haben und für die auch das Audio attraktiv ist, […] leidenschaftliche Nutzer von Podcasts.“
Im Vergleich zum Blog, der innerhalb von Minuten aufgesetzt ist und sich vergleichsweise schnell mit Artikeln, Fotos oder Videos füllen lässt, benötigen Podcaster Equipment z. B. Mikrofone oder Software zum Editieren der Aufnahmen. Für viele Podcaster ist es laut Heise auch schwierig zu verstehen, wie sie einen Feed generieren bzw. wie dieser funktioniert und abonnierbar wird. Hier versuchen Komplettlösungen wie Stitcher, Spreaker, Podigee oder SoundCloud Nutzern möglichst viel Arbeit abzunehmen, sodass sie sich hauptsächlich auf die Audio-Produktion konzentrieren können. Neben der technischen spielt die kreative Seite eine große Rolle. So müssen sich Podcaster für Namen, Logo und das Thema bzw. den Schwerpunkt ihres Podcasts entscheiden. Laut Heise schaffen viele Leute den Sprung ins Podcasten nicht, wenn sie zwar die technische Expertise mitbringen, aber ihnen das Thema fehlt. Hier sei es besonders schwer genug Motivation aufzubringen, um alle zwei Wochen einen Podcast zu produzieren.246 Andreas Zeitler sieht in der Technik ebenfalls die größte Hürde. So sei die Technikaffinität bei Männern häufig etwas größer, Frauen würden diese technischen Hürden jedoch besonders abschrecken.247
Auch in Amerika fehlt es häufig an technischer Finesse. Laut Jenna Weiss-Berman sind 95 Prozent aller Podcasts nicht gut genug editiert. Ihre eigenen Produktionen ginge sie vier oder fünf Mal durch, um schwache Stellen zu finden und rauszuschneiden.2484.7.2 Abonnieren und Entdecken von PodcastsMailChimps Marketing Director Mark DiCristina glaubt, dass Leute immer noch lernen müssen, wie man Podcasts überhaupt findet. Für sie sei das ganze Konzept, das hinter Podcasting steht, zu kompliziert. Auch, wenn er glaubt, dass die Technologie sich hier verbessern wird, sieht er an dieser Stelle dennoch eine große Barriere.249 Laut Richard Gutjahr liegt es auch an der fehlenden Vermarktung, dass Podcasts immer noch eher als Geheimtipp gelten, statt als Mainstream-Medium genutzt werden.250 Auch Schuler meint, dass das Abonnieren von Podcasts noch zu schwierig sei. Er kritisiert, dass Apple seit Jahren die Podcast-App nicht verbessert habe.2514.7.3 FazitDie Hürden, um einen Podcast zu produzieren sind ohne Zweifel relativ hoch. Im Vergleich zum Blog, den man teils sogar gratis erstellen und führen kann, gibt es beim Podcasting, andere Hürden zu überwinden. Zum einen stellt sich die Frage, wie viel Geld eine Podcasterin in Equipment investieren muss. Daneben ist auch die Frage, wie viel Zeit es kostet, sich den Umgang mit dem Equipment anzueignen und wie viel Zeit sie in die Erstellung eines Podcasts investieren möchte, zu klären.252 Anders als Blogposts werden Podcasts meist nicht alleine produziert. Hier tauchen die Fragen auf, wie leicht man an Gäste oder Partner kommt und wie viel Zeit diese wiederum investieren können und möchten. Komplettlösungen und Plattformen könnten helfen, technische Hürden zu überwinden. Organisationen wie die PodcastpatInnen oder das Podcaster-Forum Sendegate, können eine große Hilfe sein. Jedoch müssen potenzielle Podcaster sie erst finden.
Die sozialen Medien könnten es Leuten erleichtern, ins Podcasten zu starten. Durch die Nutzung von Snapchat oder WhatsApp-Sprachnachrichten ist beispielsweise, davon auszugehen, dass ein größer werdender Teil der Bevölkerung bereits erste Erfahrungen in Audio-Aufnahmen und Storytelling gesammelt haben. Zudem könnte die Angst, sich am Mikrofon zu präsentieren, sinken, wenn man bereits regelmäßig auf Snapchat vor die Kamera getreten ist und man sich an den anfangs ungewohnten Ton seiner eigenen Stimme gewöhnt hat. Hierbei stellt sich allerdings die Frage, ob reine Ton-Aufnahmen überhaupt attraktiv genug sind, da sie eher eine sachliche als eine spielerische Anmutung haben. Zudem erfordert die Bearbeitung eines Audios in den meisten Fällen mehr Zeit als die Bearbeitung eines Snapchat-Videos.
Zusammenfassend erfordert das Erstellen eines Podcasts relativ viel Leidenschaft, Geduld und Ausdauer. Dass daran viele Leute scheitern zeigt, dass ein Podcast in den USA durchschnittlich nach sechs Monaten beendet wurde.253
Die meisten Leute sind sich darüber einig, dass es derzeit noch zu schwierig ist, Podcasts zu entdecken bzw. sie zu abonnieren. Wie sich dieses Problem beheben lässt, ist eine Frage, die derzeit viele Leute beschäftigt. Die Antwort ist noch nicht gefunden. Eine kleine Möglichkeit soll im folgenden Kapitel besprochen werden.4.8 Audio-Durchsuchbarkeit & TranskriptionGoogle bearbeitet täglich etwa 3,5 Milliarden Suchanfragen.254 Da Google momentan zum größten Teil Text-Anfragen erhält und Text-Ergebnisse präsentiert, kann fast nur ein transkribierter Podcast gefunden werden. Eine Möglichkeit dieses Problem zu lösen, wäre es, wenn sich Audio-Inhalte durchsuchbar machen ließen. Dieses Problem versucht beispielsweise der oben genannte Service Audiosear.ch zu lösen. Eine Alternative wäre das Transkribieren von Audio-Inhalten. Diese Arbeit ist jedoch recht zeitintensiv. Daher könnte man menschliche oder maschinelle Angebote nutzen, die diese Arbeit übernehmen. Das spanische Startup Smab bietet beispielsweise schon eine automatische Transkriptions-Software, für alle, die sich dafür entscheiden, ihren Podcast auf Smab zu hosten. Der Dienst will zudem Zusatzfunktionen schaffen. Klickt eine Person z. B. auf einen bestimmten Textteil, soll sie direkt zu der Stelle im Audio gelangen.255 Momentan befindet sich die Software noch in der Beta-Phase, es wird also noch getestet, außerdem wird der Service vorerst nur auf Spanisch und Englisch verfügbar sein.256 Auch Speechmatics bietet einen automatischen Transkriptionsdienst, bislang allerdings auch nur auf Englisch und Spanisch.257 YouTube bietet bereits automatische Untertitel für Inhalte, die sich auf der Plattform befinden, an. Um das Tool ernstzunehmend in deutscher Sprache zu nutzen, muss es sich jedoch noch deutlich verbessern. YouTube bzw. Google ist vermutlich trotzdem das Unternehmen mit der größten potenziellen Macht im Bereich Auto-Transkription. Die Frage ist, ob Google hier in Zukunft einen Schwerpunkt setzen wird.
Zwar geben viele Podcaster schriftliche Zusatzinfos sogenannte Show-Notes an, dabei handelt es sich aber auch oftmals nur um einen Bruchteil des Gesagten.
Die Durchsuchbarkeit von Audio-Inhalten oder die automatische Transkription könnten beide enorm dabei helfen Podcasts leichter zu finden, bzw. die Relevanz von Podcasts zu steigern. Auch wenn sich diese Dienste weiterentwickeln müssen, ist es wahrscheinlich, dass sie mit zunehmender Nutzung, weiteren gesammelten Daten und besserer Technologie auch bessere Ergebnisse hervorbringen.
Da derzeit von Milliarden Suchanfragen vermutlich kaum eine zu einem Podcast führen wird, ist das Potenzial hier besonders hoch.
Im Gegensatz zu YouTube, wo man auf die Sekunde genau zu dem Teil eines Videos verlinken kann, den man teilen möchte, hat sich die Audio-Branche etwas schwer damit getan, Podcasts leicht teilbar zu machen. Insbesondere beim Social Media-Sharing liegt großes Potenzial, um die Reichweite und Bekanntheit von Podcasts zu steigern. Im Folgenden sollen mögliche Ansätze vorgestellt werden, die das Teilen von Podcasts vereinfachen könnten oder es bereits tun.
In einem Blogpost analysierte Radio-Macherin Sandra Müller einen Tweet236 von BR24. Die Besonderheit an dem Tweet war, dass er eine Audio-Datei in den Mittelpunkt stellte. Müller lobte hierbei eingeblendete Standbilder, die Wellenform, die anzeigt, dass es sich um Audio handelt, die Verschriftlichung des Gesagten und die Kürze des 32-Sekunden-Audios. Gleichzeitig fragt sie sich, ob der O-Ton ideal gewählt sei, da er in sich abgeschlossen sei und keinen Anreiz gebe, weiter zu hören.237 Allgemein stellt sich hier die Frage, wie viel Zeit man investieren möchte und kann, um Audio-Schnipsel crossmedial aufzubereiten und zu verbreiten. Dann stellt sich die Frage, ob sich dieser Aufwand überhaupt lohnt. Für BR24 scheint der Tweet ein Experiment gewesen zu sein. Auch wenn fast jeder Tweet vorbildlich mit Foto, Video oder GIF versehen ist, bleibt Audio im Juni 2016 weitestgehend aus. Stattdessen nutzt BR24, die weniger aufwendige Alternative SoundCloud, um Audio auf Twitter zu teilen. Dass eine Datei den Namen „Löw, Führungsspieler.MP3“ trägt238, lässt darauf schließen, dass insbesondere die Schnelligkeit eine große Rolle in der Entscheidungsfindung eingenommen hat.4.6.1.1 ClammrEs gibt mehrere Apps, die das Teilen von Audio vereinfachen, exemplarisch soll in dieser Thesis allerdings nur auf Clammr eingegangen werden, da die App großes Potenzial hat und andere Apps ähnliche Funktionen bieten.
Die App Clammr ermöglicht es Sound-Schnipsel von Podcasts und sogar Musikstücken zu erstellen, sie mit Multimediainhalten zu versehen und sie auf Twitter und in andern Sozialen Netzwerken zu teilen. Insbesondere für Podcaster ist es interessant, dass man einen Link hinzufügen und die Destination bestimmen kann. So kann der Schnipsel, der maximal 24 Sekunden lang sein darf, auch als Teaser für einen Podcast fungieren. Um die Viralität zu steigern, können Nutzer Bilder, Videos oder GIFs hinzufügen. Zudem lässt Clammr das Arbeiten mit mehreren Audio-Spuren zu.239 Clammr ist außerdem ein soziales Netzwerk. So kann man Anbietern folgen, von diesen Push-Nachrichten erhalten und Clips liken.4.6.1.2 Fazit ClammrDie „Tagesschau in 100 Sekunden“ ist ein Beispiel dafür, dass man Nachrichten auf wenige Sekunden herunterbrechen kann. Clammr oder eine ähnliche App/Funktion könnte also statt der Teaser-Funktion auch allgemein als Tool für Breaking News beispielsweise fungieren. Hier müsste untersucht werden, ob Nutzer überhaupt Audio-Ausschnitte hören, wenn sie sie in ihrem News-Feed entdecken. Leute, die sich beispielsweise in einem Raum befinden, in dem sie kein Audio abspielen dürfen bzw. keine Kopfhörer in der Nähe haben, werden auf einem entsprechenden Post vermutlich nur verweilen, wenn auch der Text in irgendeiner Form transkribiert und aufbereitet wurde.
Auch, wenn Clammr das Arbeiten mit mehreren Spuren zulässt, gibt es momentan noch keine Blendenfunktion, sodass die Clips unter Umständen unprofessionell wirken.240 Zudem könnte das Urheberrecht das Nutzen der App in Deutschland erschweren.2414.6.2 Fazit SharingPodcaster sind sich unsicher, wie viel vereinfachte Teilbarkeit oder Discovery Tools zum Podcast-Wachstum beitragen.242 Die fehlende Sharing-Funktion von Audio muss sich auch nicht zwingend negativ auf das Medium Audio ausgewirkt haben. Sind Video- und Text-Inhalte vielfach auf kurze, leicht konsumierbare Einheiten heruntergekürzt worden, hat Podcasting, bzw. Audio allgemein, eher Inhaltstiefe vermittelt. Damit hat es vielleicht gerade Nutzern, die tiefer in ein Thema eintauchen wollten, das gegeben, was sie in anderen Medien vermissten. Der große Nachteil an der fehlenden Shareability steckt darin, dass ein sehr großer Bevölkerungsteil insbesondere in Deutschland noch gar nicht weiß, was Podcasts sind. Laut Gutjahr ließen sich Podcasts jedoch durchaus attraktiver verbreiten:
„Podcasts müssen auf Snackability und Shareability achten. Das heißt nicht, dass sie kürzer werden müssen. Aber: Sie sollten auch Kurzfassungen, Clips, Magic Moments als eigenständige Audio-Versionen in die Netzwerke schicken.“
Gutjahr betont, wie wichtig Shareability für Podcasts sei, da sich niemand 90 Minuten eines für ihn unbekannten Podcasts anhören würde, um herauszufinden, ob er ihm gefalle. 243
Zeitler teilt lieber ganze Sendungen, als kleine Schnipsel. Er bezweifelt, dass verbessertes Sharing viel zum Gewinn neuer Abonnenten beitragen könne. Hilfreicher sei es für ihn, auf der eigenen Webseite mit einem guten Call-to-Action zu arbeiten. So bestünde die Möglichkeit eine Subdomain einzurichten, die die Besucherin beispielsweise direkt zum Podcast in iTunes führt.244 Laut Marc Krüger landen zu wenige Wort-Inhalte als Podcast, Zitat-Happen und als Text im Netz, dadurch würde Radio als Inhalte-Produzent weniger wahrgenommen und seltener zitiert. Folglich würde Radio für Leute, die etwas zu sagen haben, unattraktiver werden. Auch hier könnte es helfen, wenn Audio-Inhalte sich auf Plattformen besser teilen lassen würden. 2454.7 technische Hürden4.7.1 Erstellung von PodcastsNele Heise betreut angehende Podcaster als Podcastpatin und sieht eine grundlegende Hürde darin, dass viele Leute zuerst verstehen müssen, was Podcasts überhaupt sind:
„Meiner Erfahrung nach sind die Leute, die diese Hürde gemeistert haben und für die auch das Audio attraktiv ist, […] leidenschaftliche Nutzer von Podcasts.“
Im Vergleich zum Blog, der innerhalb von Minuten aufgesetzt ist und sich vergleichsweise schnell mit Artikeln, Fotos oder Videos füllen lässt, benötigen Podcaster Equipment z. B. Mikrofone oder Software zum Editieren der Aufnahmen. Für viele Podcaster ist es laut Heise auch schwierig zu verstehen, wie sie einen Feed generieren bzw. wie dieser funktioniert und abonnierbar wird. Hier versuchen Komplettlösungen wie Stitcher, Spreaker, Podigee oder SoundCloud Nutzern möglichst viel Arbeit abzunehmen, sodass sie sich hauptsächlich auf die Audio-Produktion konzentrieren können. Neben der technischen spielt die kreative Seite eine große Rolle. So müssen sich Podcaster für Namen, Logo und das Thema bzw. den Schwerpunkt ihres Podcasts entscheiden. Laut Heise schaffen viele Leute den Sprung ins Podcasten nicht, wenn sie zwar die technische Expertise mitbringen, aber ihnen das Thema fehlt. Hier sei es besonders schwer genug Motivation aufzubringen, um alle zwei Wochen einen Podcast zu produzieren.246 Andreas Zeitler sieht in der Technik ebenfalls die größte Hürde. So sei die Technikaffinität bei Männern häufig etwas größer, Frauen würden diese technischen Hürden jedoch besonders abschrecken.247
Auch in Amerika fehlt es häufig an technischer Finesse. Laut Jenna Weiss-Berman sind 95 Prozent aller Podcasts nicht gut genug editiert. Ihre eigenen Produktionen ginge sie vier oder fünf Mal durch, um schwache Stellen zu finden und rauszuschneiden.2484.7.2 Abonnieren und Entdecken von PodcastsMailChimps Marketing Director Mark DiCristina glaubt, dass Leute immer noch lernen müssen, wie man Podcasts überhaupt findet. Für sie sei das ganze Konzept, das hinter Podcasting steht, zu kompliziert. Auch, wenn er glaubt, dass die Technologie sich hier verbessern wird, sieht er an dieser Stelle dennoch eine große Barriere.249 Laut Richard Gutjahr liegt es auch an der fehlenden Vermarktung, dass Podcasts immer noch eher als Geheimtipp gelten, statt als Mainstream-Medium genutzt werden.250 Auch Schuler meint, dass das Abonnieren von Podcasts noch zu schwierig sei. Er kritisiert, dass Apple seit Jahren die Podcast-App nicht verbessert habe.2514.7.3 FazitDie Hürden, um einen Podcast zu produzieren sind ohne Zweifel relativ hoch. Im Vergleich zum Blog, den man teils sogar gratis erstellen und führen kann, gibt es beim Podcasting, andere Hürden zu überwinden. Zum einen stellt sich die Frage, wie viel Geld eine Podcasterin in Equipment investieren muss. Daneben ist auch die Frage, wie viel Zeit es kostet, sich den Umgang mit dem Equipment anzueignen und wie viel Zeit sie in die Erstellung eines Podcasts investieren möchte, zu klären.252 Anders als Blogposts werden Podcasts meist nicht alleine produziert. Hier tauchen die Fragen auf, wie leicht man an Gäste oder Partner kommt und wie viel Zeit diese wiederum investieren können und möchten. Komplettlösungen und Plattformen könnten helfen, technische Hürden zu überwinden. Organisationen wie die PodcastpatInnen oder das Podcaster-Forum Sendegate, können eine große Hilfe sein. Jedoch müssen potenzielle Podcaster sie erst finden.
Die sozialen Medien könnten es Leuten erleichtern, ins Podcasten zu starten. Durch die Nutzung von Snapchat oder WhatsApp-Sprachnachrichten ist beispielsweise, davon auszugehen, dass ein größer werdender Teil der Bevölkerung bereits erste Erfahrungen in Audio-Aufnahmen und Storytelling gesammelt haben. Zudem könnte die Angst, sich am Mikrofon zu präsentieren, sinken, wenn man bereits regelmäßig auf Snapchat vor die Kamera getreten ist und man sich an den anfangs ungewohnten Ton seiner eigenen Stimme gewöhnt hat. Hierbei stellt sich allerdings die Frage, ob reine Ton-Aufnahmen überhaupt attraktiv genug sind, da sie eher eine sachliche als eine spielerische Anmutung haben. Zudem erfordert die Bearbeitung eines Audios in den meisten Fällen mehr Zeit als die Bearbeitung eines Snapchat-Videos.
Zusammenfassend erfordert das Erstellen eines Podcasts relativ viel Leidenschaft, Geduld und Ausdauer. Dass daran viele Leute scheitern zeigt, dass ein Podcast in den USA durchschnittlich nach sechs Monaten beendet wurde.253
Die meisten Leute sind sich darüber einig, dass es derzeit noch zu schwierig ist, Podcasts zu entdecken bzw. sie zu abonnieren. Wie sich dieses Problem beheben lässt, ist eine Frage, die derzeit viele Leute beschäftigt. Die Antwort ist noch nicht gefunden. Eine kleine Möglichkeit soll im folgenden Kapitel besprochen werden.4.8 Audio-Durchsuchbarkeit & TranskriptionGoogle bearbeitet täglich etwa 3,5 Milliarden Suchanfragen.254 Da Google momentan zum größten Teil Text-Anfragen erhält und Text-Ergebnisse präsentiert, kann fast nur ein transkribierter Podcast gefunden werden. Eine Möglichkeit dieses Problem zu lösen, wäre es, wenn sich Audio-Inhalte durchsuchbar machen ließen. Dieses Problem versucht beispielsweise der oben genannte Service Audiosear.ch zu lösen. Eine Alternative wäre das Transkribieren von Audio-Inhalten. Diese Arbeit ist jedoch recht zeitintensiv. Daher könnte man menschliche oder maschinelle Angebote nutzen, die diese Arbeit übernehmen. Das spanische Startup Smab bietet beispielsweise schon eine automatische Transkriptions-Software, für alle, die sich dafür entscheiden, ihren Podcast auf Smab zu hosten. Der Dienst will zudem Zusatzfunktionen schaffen. Klickt eine Person z. B. auf einen bestimmten Textteil, soll sie direkt zu der Stelle im Audio gelangen.255 Momentan befindet sich die Software noch in der Beta-Phase, es wird also noch getestet, außerdem wird der Service vorerst nur auf Spanisch und Englisch verfügbar sein.256 Auch Speechmatics bietet einen automatischen Transkriptionsdienst, bislang allerdings auch nur auf Englisch und Spanisch.257 YouTube bietet bereits automatische Untertitel für Inhalte, die sich auf der Plattform befinden, an. Um das Tool ernstzunehmend in deutscher Sprache zu nutzen, muss es sich jedoch noch deutlich verbessern. YouTube bzw. Google ist vermutlich trotzdem das Unternehmen mit der größten potenziellen Macht im Bereich Auto-Transkription. Die Frage ist, ob Google hier in Zukunft einen Schwerpunkt setzen wird.
Zwar geben viele Podcaster schriftliche Zusatzinfos sogenannte Show-Notes an, dabei handelt es sich aber auch oftmals nur um einen Bruchteil des Gesagten.
Die Durchsuchbarkeit von Audio-Inhalten oder die automatische Transkription könnten beide enorm dabei helfen Podcasts leichter zu finden, bzw. die Relevanz von Podcasts zu steigern. Auch wenn sich diese Dienste weiterentwickeln müssen, ist es wahrscheinlich, dass sie mit zunehmender Nutzung, weiteren gesammelten Daten und besserer Technologie auch bessere Ergebnisse hervorbringen.
Da derzeit von Milliarden Suchanfragen vermutlich kaum eine zu einem Podcast führen wird, ist das Potenzial hier besonders hoch.