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Der Freischütz: Zweiter Aufzug - VI. Duett: Schelm halt fest by Carl Maria von Weber Lyrics

Genre: misc | Year: 1821

Vorsaal mit zwei Seiteneingängen im Forsthause, Hirschgeweihe und düstere Tapeten mit Jagdstücken geben ihm ein altertümliche Ansehen und bezeichnen ein ehemaliges fürstliches Waldschloss. In der Mitte ein mit Vorhängen bedeckter Ausgang, der zu einem Altan führt. Auf der linken Seite ÄNNCHENs Spinnrad, auf der rechten ein großer Tisch, worauf ein Lämpchen brennt und ein weißes Kleid mit grünem Band liegt, daneben ein Gefäß mit weißen Rosen.

Allegretto grazioso

ÄNNCHEN steht links auf einer Leiter, hat das Bild des ersten Kuno wieder aufgehängt und hämmert den Nagel fest.

ÄNNCHEN:
Schelm, halt fest! Ich will dich's lehren! Spukerei'n kann man entbehren in solch' altem Eulennest.

AGATHE:
(am Tische rechts im Nachtkleid, bindet sich eine Verband von der Stirn)
Lass das Ahnenbild in Ehren!

ÄNNCHEN:
Ei! Dem alten Herrn zoll' ich Achtung gern; doch dem Knechte Sitte lehren, kann Respekt nicht wehren!

AGATHE:
Sprich, wen meinst du, welchen Knecht?

ÄNNCHEN:
Nun, den Nagel! Kannst du fragen? Sollt' er seinen Herrn nicht tragen. Ließ ihn fall'n - war das nicht schlecht?
AGATHE:
Ja gewiss, das war nicht recht!

ÄNNCHEN:
Gewiss, gewiss, das war recht schlecht!

ÄNNCHEN steigt von der Leiter herab und setzt sie fort.

AGATHE:
Alles wird dir zum Feste, alles beut dir Lachen und Scherz. Oh! Wie anders fühlt mein Herz!

ÄNNCHEN:
Grillen sind mir böse Gäste! Immer mit leichtem Sinn tanzen durch's Leben hin, das nur ist Hochgewinn! Sorgen und Gram muss man verjagen!

AGATHE:
Wer bezwingt des Busens Schlagen, wer der Liebe süßen Schmerz? Stets um dich, Geliebter, zagen muss dies ahnungsvolle Herz!

ÄNNCHEN:
(besieht das Bild)
So, nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundertchen festhängen. Da oben mag ich ihn recht gerne leiden - (zu AGATHE) aber hast du das Tuch schon abgebunden? Das Blut ist doch völlig gestillt?

AGATHE:
Sei ohne Sorgen, liebes Ännchen! Der Schreck war das Schlimmste - Wo nur Max bleibt?

ÄNNCHEN:
Nun kommt er gewiss bald, Herr Kuno sagte ja bestimmt, dass er ihn noch einmal heim senden werde.
AGATHE:
Es ist so still und einsam hier.

ÄNNCHEN:
Unangenehm ist's freilich, in einem solchen verwünschten Schlosse am Polterabend fast mutterseelenallein zu sein, zumal wenn sich schon so ehrwürdige, längst vermoderte Herrschaften mir nichts dir nichts von den Wänden herrabbemühen; da lob' ich mir die lebendigen und jungen.