Sonette - Das erste Buch - Kapitel 21 by Andreas Gryphius Lyrics
Andreas Gryphius
An die Freunde
XLVI.
GEhabt euch alle wol O Erden gute Nacht!
Ihr Himmel, ich vergeh! umbsonst hat meine Wunden /
Mit so vil wehrtem Fleiß Callirhoe verbunden!
Man hat umbsonst an mich / so libe Schreiben bracht!
Uranie, umbsonst hab ich so vil gewacht!
Eugenie, ich bin eh' als ihr meynt verschwunden.
Die kalte Brust erstarrt / der Pulß wird nicht mehr funden:
Die Augen brechen mir; der matte Geist verschmacht.
Sol ich mein Vaterland / sol ich dich nicht mehr schauen?
Sol ich mein todtes Pfand der frembden Grufft vertrauen?
Scheid ich Eugenie ohn eurn Abschid-Kuß?
Mein Licht! ihr werdet mir die Augen nicht zudrücken:
Vnd mit Cypressen mich und Lorber-Zweigen schmücken.
Der Myrten acht ich nicht: weil ich verwelcken muß.
An die Freunde
XLVI.
GEhabt euch alle wol O Erden gute Nacht!
Ihr Himmel, ich vergeh! umbsonst hat meine Wunden /
Mit so vil wehrtem Fleiß Callirhoe verbunden!
Man hat umbsonst an mich / so libe Schreiben bracht!
Uranie, umbsonst hab ich so vil gewacht!
Eugenie, ich bin eh' als ihr meynt verschwunden.
Die kalte Brust erstarrt / der Pulß wird nicht mehr funden:
Die Augen brechen mir; der matte Geist verschmacht.
Sol ich mein Vaterland / sol ich dich nicht mehr schauen?
Sol ich mein todtes Pfand der frembden Grufft vertrauen?
Scheid ich Eugenie ohn eurn Abschid-Kuß?
Mein Licht! ihr werdet mir die Augen nicht zudrücken:
Vnd mit Cypressen mich und Lorber-Zweigen schmücken.
Der Myrten acht ich nicht: weil ich verwelcken muß.