Sonette - Das ander Buch - Kapitel 30 by Andreas Gryphius Lyrics
Andreas Gryphius
Dominus de me cogitat
XXVIII
IN meiner ersten Blütt'. im Früling zarter Tage
Hat mich der grimme Tod verwaiset / und die Nacht
Der Traurikeit umbhüllt / mich hat die herbe Macht
Der Seuchen außgezehrt. Ich schmacht in stetter Plage.
Ich theilte meine Zeit / in Seufftzer / Noth und Klage /
Die Mittel / die ich offt für feste Pfeiler acht /
Die haben (leider!) all! erzittert und gekracht
Ich trage nur allein den Jammer / den ich trage.
Doch nein! der treue GOtt beut mir noch Aug und Hand
Sein Hertz ist gegen mir mit Vatertreu' entbrand /
Er ists / der iderzeit vor mich / sein Kind muß sorgen.
Wenn man kein Mittel find / siht man sein Wunderwerck /
Wenn unsre Krafft vergeht beweißt er seine Stärck /
Man schau't ihn / wenn man meint / er habe sich verborgen.
Dominus de me cogitat
XXVIII
IN meiner ersten Blütt'. im Früling zarter Tage
Hat mich der grimme Tod verwaiset / und die Nacht
Der Traurikeit umbhüllt / mich hat die herbe Macht
Der Seuchen außgezehrt. Ich schmacht in stetter Plage.
Ich theilte meine Zeit / in Seufftzer / Noth und Klage /
Die Mittel / die ich offt für feste Pfeiler acht /
Die haben (leider!) all! erzittert und gekracht
Ich trage nur allein den Jammer / den ich trage.
Doch nein! der treue GOtt beut mir noch Aug und Hand
Sein Hertz ist gegen mir mit Vatertreu' entbrand /
Er ists / der iderzeit vor mich / sein Kind muß sorgen.
Wenn man kein Mittel find / siht man sein Wunderwerck /
Wenn unsre Krafft vergeht beweißt er seine Stärck /
Man schau't ihn / wenn man meint / er habe sich verborgen.